Jasmin Kuhn ist Principal UX Designerin bei der adesso SE. Hinter diesem Titel verbirgt sich mehr als nur Design und Technik. Im Interview erzählt sie, wie sie ihren Weg vom Informatikstudium zur Spezialistin für nutzerzentrierte IT-Projekte gefunden hat.
Zwischen Neugier und Pragmatismus: Der Weg ins Studium
„Nach dem Abi wusste ich eigentlich gar nicht so richtig, was ich machen soll“, sagt Kuhn rückblickend. Also entschied sie sich pragmatisch für ein Informatikstudium, denn das war ihrer Meinung nach eine Zukunftsbranche. Mit dem Nebenfach Medienwissenschaften eröffnete sie sich gleichzeitig neue Perspektiven, die sich später als besonders wertvoll herausstellten: „Dort habe ich gelernt, zu diskutieren, Argumente zu vertreten und Dinge zu hinterfragen. Das sind Fähigkeiten, die mir heute in meinem Beruf enorm helfen.“
Während ihres Studiums schätzte sie insbesondere die Vielfalt der Themenbereiche und die Möglichkeit, eigene Schwerpunkte zu setzen. „Es war viel mehr als nur Programmieren: Logik, Mathe, Projekte mit Teamarbeit und Wahlmöglichkeiten in verschiedene Richtungen.“ Dennoch blickt sie auf ihr Bachelorstudium auch mit gemischten Gefühlen zurück: „Ich war sehr fokussiert auf Regelstudienzeit und Prüfungen. Das klassische Studentenleben habe ich kaum mitbekommen.“ Erst im Master habe sie sich mehr Zeit dafür genommen und auch neue Freundschaften geschlossen, die sie bis heute begleiten.
Berufseinstieg mit Blick auf den Menschen
Nach dem Studium wusste Kuhn: Sie will nicht einfach nur entwickeln. Sie will verstehen, für wen IT-Lösungen eigentlich gedacht sind. Dieser Fokus auf Nutzerbedürfnisse hat sie zur UX-Designerin gemacht. Heute arbeitet sie an der Schnittstelle zwischen Entwicklung und Kund*innen, übersetzt Anforderungen in Konzepte und sorgt dafür, dass Apps und digitale Produkte nicht nur funktionieren, sondern auch wirklich gebraucht werden.
Mit Überzeugung den eigenen Weg finden
Ihre berufliche Laufbahn führte sie dabei über verschiedene Positionen: vom Usability Engineer über die Rolle des Product Owner bis hin zur Team- und Standortleitung. Irgendwann merkte sie jedoch, dass sie sich immer weiter von ihrer eigentlichen Leidenschaft, dem Human-Centered Design, entfernte. „Ich hatte das Gefühl, alle Hüte aufzuhaben, aber nicht mehr das zu tun, was mir eigentlich Spaß macht.“ Der Entschluss, sich wieder auf ihre fachliche Spezialisierung zu besinnen, war daher konsequent und richtig.
Tipps an Studierende
Kuhn rät Studierenden: „Probiert euch aus, findet heraus, was euch Spaß macht und was ihr gut könnt.“ Gerade das Studium sei eine wertvolle Zeit, um die eigene Richtung durch praktische Erfahrungen zu finden, zum Beispiel durch Studierendenjobs bei Unternehmen. „Und genießt sie! Auch wenn man manchmal keine Lust mehr hat. Später ist der Arbeitsalltag doch etwas ganz anderes.“
Für die Zukunft hofft sie auf mehr Sichtbarkeit und Selbstverständlichkeit von Frauen in der Informatik – nicht als Ausnahme, sondern als Normalität. Und wenn sich mal ein Gefühl der Unzufriedenheit breitmacht, hilft ihr ein Zitat von Henry Ford, welches sie gerne nennt: „Love it, change it or leave it.“