For­scher der IT-Si­cher­heits­grup­pe der Uni­ver­si­tät Pa­der­born un­ter­su­chen Da­ten­schutz in der Neu­ro­tech­no­lo­gie

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Die Neurotechnologie ist längst nicht mehr auf den medizinischen Bereich beschränkt, sondern wird zunehmend auch in Bereichen wie Unterhaltung, Wellness und Marketing eingesetzt. Doch welche datenschutzrechtlichen Bedenken ergeben sich aus der Nutzung von Hirndaten? Ein Forscherteam der Arbeitsgruppe IT-Sicherheit der Universität Paderborn hat in der ersten nutzerorientierten Studie zum Thema Neuroprivacy die Erwartungen und Bedenken der Menschen in Bezug auf die Privatsphäre von Hirndaten untersucht und wurde dafür jetzt mit dem renommierten Forschungspreis „Emilio Aced“ der spanischen Datenschutzbehörde AEPD ausgezeichnet.

Die Preisverleihung fand am 8. April 2025 statt und würdigt herausragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet des Datenschutzes. Ausgezeichnet wurde die Publikation „Privacy in the Age of Neurotechnology: Investigating Public Attitudes towards Brain Data Collection and Use“, die auf der renommierten ACM Conference on Computer and Communications Security (CCS) veröffentlicht wurden.

Datenschutzbedenken und Nutzerperspektiven im Fokus
In ihrer Studie untersuchten Emiram Kablo (Doktorand) und Prof. Dr. Patricia Arias Cabarcos, unter welchen Bedingungen die Bürger*innen es akzeptabel finden, ihre Gehirnaktivitäten zu teilen. Mit wem würden sie diese Daten teilen? Für welche Dienste? Und welche Datenschutzgarantien sind für sie entscheidend? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Studie.

Umfassende Studie mit klaren Ergebnissen
Für die Studie wurden 287 europäische Teilnehmer*innen befragt, um die Akzeptanz von 116 verschiedenen Neurodatenströmen auf der Grundlage aktueller und geplanter Anwendungsfälle zu bewerten. Wie akzeptabel wäre es zum Beispiel, Neurodaten mit einem Arbeitgeber zu teilen, um die Sicherheit am Arbeitsplatz zu verbessern? Die Teilnehmer*innen beantworteten auch offene Fragen dazu, was ihrer Meinung nach aus Neurodaten abgeleitet werden kann.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Menschen besonders große Bedenken gegen die Nutzung von Gehirndaten für Werbung haben. Im Gegensatz dazu wurden Anwendungen im Gesundheitswesen und in der Forschung positiver beurteilt. Transparenz und das Einholen einer informierten Zustimmung wurden als Schlüsselfaktoren für die Akzeptanz genannt. Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit besserer Transparenzmaßnahmen und Mechanismen zum Schutz der Privatsphäre, bevor die Kommerzialisierung der gemeinsamen Nutzung von Neurodaten die Überwachung des Gehirns normalisiert.

Relevanz für Gesellschaft, Forschung und Politik
Die Ergebnisse der Studie liefern wertvolle Erkenntnisse für verschiedene Interessengruppen. Sie können in Sensibilisierungskampagnen genutzt werden, um die Öffentlichkeit über die Risiken beim Schutz von Neurodaten aufzuklären. Darüber hinaus können politische Entscheidungsträger und Aktivisten die Ergebnisse nutzen, um die Perspektive der Nutzer*innen in die Diskussionen über die verantwortungsvolle Nutzung von Neurotechnologie einzubeziehen. Entwickler*innen können diese Erkenntnisse in „Privacy-by-Design“-Lösungen integrieren, um den Erwartungen der Nutzer*innen zu erfüllen.

Schlussfolgerung: Datenschutz als Eckpfeiler der Neurotechnologie
Die Neurotechnologie hat das Potenzial, bahnbrechende Fortschritte in Bereichen wie Gesundheit und Bildung zu erzielen. Gleichzeitig ist die Erforschung des Schutzes von Neurodaten unerlässlich, um die kognitive Freiheit, die geistige Privatsphäre und die Selbstbestimmung zu bewahren. Diese preisgekrönte Studie leistet einen entscheidenden Beitrag zur Debatte über die Entwicklung von Neurotechnologien, die die Privatsphäre respektieren.

Foto (Universität Paderborn): Emiram Kablo (links) und Prof. Dr. Patricia Arias Cabarcos (rechts) bei der Verleihung des „Emilio Aced“-Forschungspreises der spanischen Datenschutzbehörde AEPD am 8. April 2025 in Madrid.
Foto (Universität Paderborn): Gruppenfoto der Preisträger*innen und Organisator*innen bei der Verleihung des „Emilio Aced“-Forschungspreises der spanischen Datenschutzbehörde AEPD am 8. April 2025 in Madrid.

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