Wei­er­straß-Vor­le­sung 2022

Die Weierstraß-Vorlesung 2022 mit dem Titel "Analytische Geometrie" findet am 24. Juni um 16:00 Uhr im Auditorium maximum (Audimax) statt. Für den Weierstraß-Vortrag konnten wir Prof. Dr. Peter Scholze (Bonn) gewinnen. Prof. Scholze wurde im Jahr 2018 die Fields-Medaille verliehen, der „Nobelpreis der Mathematiker“.

His­to­ri­scher Vor­trag

Den historischen Vortrag mit dem Titel In höheren Sphären wird Prof. Dr. Klaus Volkert (Wuppertal) halten.

Abstract

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts drang die Mathematik in höhere Sphären vor – die Bearbeitung von mehr als dreidimensionalen Räumen setzte ein: erst vorsichtig und mit deutlichen Vorbehalten begleitet, dann mutiger und schließlich als Normalfall, der keiner Kommentare mehr bedarf. Einen Markstein hierbei markierte das kurz nach 1880 von mehreren Mathematikern bewiesene Resultat, dass es im vierdimensionalen Raum sechs reguläre, den fünf Platonischen Körpern im Dreidimensionalen analoge Körper gibt und höherdimensional nur noch drei – eine verblüffende Tatsache, vergleichbar einem Beispiel, das Karl Weierstrass 1872 der Berliner Akademie erläuterte, der eine stetige Funktion fand, die an keiner Stelle differenzierbar war, ein wahres Monster. Die Mathematik begann, sich für Ausnahmen und Monster zu interessieren.

Auf diesem Weg zu Höherem, den wir im Vortrag nachvollziehen werden, erlangte die Mathematik ungewöhnliche Popularität: Die vierte Dimension diente zur Erklärung von seltsamen Phänomen wie dem Verschwinden eines Objekts aus einem geschlossenen Behältnis und als Metapher für neue Freiheiten und gehobene Moralität. Auch die bildende Kunst entdeckte ungeahnte Möglichkeiten, welche die vierte Dimension bietet. Ähnlich wie später der Slogan „Alles ist relativ“ zu einem viel verwendeten, arg trivialisierten Slogan für die Relativitätstheorie wurde, wurde die vierte Dimension in den 1880er Jahren herum zum Stadtgespräch. Das bedeutete für die Mathematik, die sich gerne rein nannte (und nennt), eine ungewöhnliche Herausforderung.

Mit freund­li­cher Un­ter­stüt­zung von

An­sprech­part­ne­rin