Im Ge­spräch mit Prof. Dr. Mira Siev­ers

 |  Systematische Theologie

Am 7. Mai war Prof. Dr. Mira Sievers, Professorin für Islamische Theologie an der Universität Hamburg, zu Gast im Zekk-Live-Format. Sie studierte Islamische Studien, Islamwissenschaft und Linguistik an der Goethe-Universität Frankfurt und in London. Prägende Auslandsaufenthalte führten sie zudem nach Beirut, Kairo und Istanbul. Ihre Promotion schloss sie 2018 in Frankfurt mit der Arbeit „Schöpfung zwischen Koran und Kalām“ ab. Anschließend war sie Juniorprofessorin für Islamische Glaubensgrundlagen, Philosophie und Ethik an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Im Gespräch mit Prof. Dr. Johannes Grössl thematisierte sie unter anderem ihre persönliche Konversion zum Islam: Bereits im Alter von 14 Jahren begann ihr Interesse für Religion zu wachsen, wobei sie sich besonders vom Islam angezogen fühlte. Sie lernte Arabisch, begann den Koran zu lesen und trat schließlich im Libanon zum Islam über – ein Schritt, der vor allem durch eine tiefe emotionale Verbundenheit motiviert war. „Es ist eine Religion, in die ich mich irgendwie verliebt habe“, so Sievers. Nach einer Ausbildung zur Notfallseelsorgerin für muslimische Frauen in Köln bei der Christlich-Islamischen Gesellschaft entschied sie sich im Jahr 2010 für das Studium der Islamischen Studien in Frankfurt am Main.

Ein zentrales Thema des weiteren Gesprächs war der Kalām – die klassische islamische Disziplin der rationalen Theologie –, der zugleich einen Forschungsschwerpunkt von Prof. Sievers darstellt, und dessen Verhältnis zu den Methoden der systematischen Theologie in der christlichen Tradition. Gemeinsam wurde erörtert, wie die islamische Theologie heutigen Zweifeln an klassischen Gottesbeweisen begegnet. Sievers betonte, dass die Vernunft aus islamischer Perspektive eine große Rolle spiele und man mit ihr theologisch weit kommen könne.

Prof. Grössl stellte schließlich die Frage, inwieweit prozesstheologische Ansätze – wie sie im modernen Christentum vertreten werden und etwa die Schöpfungaus dem Nichts ablehnen – auch im Islam eine Rolle spielen. Prof. Sievers erläuterte, dass ihr solche Ansätze im islamischen Denken bislang kaum begegnet seien, wies jedoch darauf hin, dass der Koran an keiner Stelle explizit die Schöpfung ex nihilo behaupte.

Das Gespräch zeichnete sich durch große Offenheit und gegenseitige Wertschätzung aus. Beide Gesprächspartner konnten wertvolle theologische Impulse aus dem interreligiösen Austausch mitnehmen.

Hier gelangen Sie zum gesamten Gespräch.