"Aber sicher wär' ich mir nicht" - Verständnis und Missverständnis von Schätzaufgaben im Mathematikunterricht
Dr. Nikola Leufer, Universität Münster
Donnerstag, 29. Juni 2017, 16:30 Uhr, Hörsaal D2
Abstract: Realitätsbezogene Aufgaben erfordern - neben fachlichen Kompetenzen - das angemessene Hin- und Herwechseln zwischen der „realen Welt“ - z. B. des Sachkontextes - und der „mathematischen Welt“. Dies gilt in ähnlicher Weise auch für Schätzaufgaben, in denen Lernende eigene Annahmen und Größenvorstellungen in angemessener Weise einbringen müssen.
Doch was ist angemessen? Wann sollen beispielsweise Informationen aus der "realen Welt" berücksichtigt werden (und welche?), wann wird nur der Umgang mit im Aufgabentext gegebenen Daten erwartet? Wann muss geschätzt und wann muss gerechnet werden?
Beobachtungen im Unterricht sowie in Prüfungs- und Interviewsituationen im Rahmen einer Studie zu realitätsbezogenen Aufgaben zeigen auffallende Unsicherheiten bei Schülerinnen und Schülern einer zehnten Klasse im Umgang mit (realitätsbezogenen) Schätzaufgaben.
Interessant ist, dass gerade diejenigen Lernenden dieser Klasse besonders zögerlich eigene Annahmen und Größenvorstellungen ins Spiel bringen, die mit „traditionellen“ Anforderungen im Mathematikunterricht eigentlich gut zurechtkommen.
Im Vortrag wird diskutiert, welche Vorstellungen vom Schätzen diese Lernenden haben und welche Schwierigkeiten sich hieraus ergeben. Abschließend wird die Frage gestellt, was dies eigentlich für die fachdidaktische Idee des „Schätzens“ im Mathematikunterricht bedeutet.