Die vielfach ausgezeichnete Mathematikern Prof. Dr. Ingrid Daubechies von der Duke University (USA) hat als erste Frau am Freitag, 11. Juli, den traditionellen Festvortrag der diesjährigen Weierstraß-Vorlesung gehalten. Darin ging Prof. Daubechies vor allem darauf ein, wie Mathematiker*innen Kunsthistoriker*innen und -konservator*innen bei der Restauration von Bildzeugnissen unterstützen können.
Prof. Dr. Jürgen Klüners, Dekan der Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik, begrüßte die Anwesenden im vollbesetzten Hörsaal O1 und erläuterte die Bedeutung der Weierstraß-Vorlesung. Die bereits seit 2011 jährlich stattfindende Vorlesung ist nach Karl Weierstraß (1815-1897) benannt, der 1834 sein Abitur am Gymnasium Theodorianum in Paderborn als bester Absolvent der Schule gemacht hat. Er zählt zu den bedeutendsten Mathematiker*innen des 19. Jahrhunderts und gilt u. a. als Begründer der modernen Analysis.
Prof. Dr. Matthias Bauer, Präsident der Universität Paderborn, betonte in seinem Grußwort den „herausragenden Ruf der Weierstraß-Vorlesung, die weit über die Grenzen Paderborns hinaus bekannt ist“. Er hob hervor, dass Erkenntnisse der Forschung der Festrednerin ihn in seiner wissenschaftlichen Arbeit als Chemiker nicht nur begleitet, sondern auch zentrale Probleme gelöst haben.
In seinem historischen Vortrag schlug Prof. Dr. Volker Peckhaus, emeritierter Professor für Wissenschaftstheorie und Philosophie der Technik an der Universität Paderborn, eine Brücke zwischen der Philosophie und der Mathematik. Dabei ging er u. a. auf zwei sogenannte „foundational crises in der griechischen und modernen Mathematik sowie einige Paradoxien ein, durch die beide wissenschaftliche Disziplinen miteinander verbunden sind.
Prof. Dr. Martin Kolb, Professor für Stochastik an der Universität Paderborn und Mitorganisator der Vorlesung, führte in den Festvortrag ein. Er lobte die Festrednerin als „herausragende Mathematikerin mit fundamentalen Beiträgen für die angewandte Mathematik“, die nicht nur einen großen Einfluss auf die Mathematik, sondern auch auf andere wissenschaftliche Disziplinen habe. Prof. Daubechies ist vor allem für ihre Wavelet-Forschung bekannt, die die moderne Signal- und Bildverarbeitung grundlegend verändert hat. Dafür erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, wie in diesem Jahr die National Medal of Science der USA. In ihrem Weierstraß-Vortrag führte Prof. Daubechies aus, wie zerstörte Kunstwerke wieder zusammengesetzt werden können. So können fehlende Elemente durch ihre wissenschaftlichen Berechnungen mit minimaler Variation genaustens bestimmt werden.
Hinweis: Die Veranstaltung hat in englischer Sprache stattgefunden, die Zitate wurden sinngemäß übersetzt.